Henriette Kreta, geboren am 26.10.1934 berichtet in der Mensa über ihre Kindheit in der NS-Zeit
Henriette Kretz, geboren am 26.10.1934, berichtet in der Mensa über ihre Kindheit in der NS-Zeit

Bereits am 18. Oktober empfingen die MSS-Schülerinnen und -Schüler der Leistungskurse Geschichte (Stufe 11,12 und 13) sowie alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 einen ganz besonderen Gast in der Mensa unserer Schule. Ergriffen und aufmerksam hörten sie der Zeitzeugin Frau Kretz zu, die von ihrer Kindheit in der NS-Zeit berichtete. Nach dem Vortrag bot sich den Anwesenden die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Als sich die Schüler und Lehrer zum Abschluss mit einem Applaus für den Vortrag bedankten, wiegelte Frau Kretz mit einem Lächeln ab: Sie habe keinen Applaus verdient, schließlich sei sie nicht Lady Gaga. Sie sei keine Heldin und habe nichts Außergewöhnliches vollbracht, sondern sie habe aus Zufall die Greueltaten der Nazis als einzige in ihrer Familie überlebt. Sie sagte: „Wichtig ist mir, dass die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer erkennen und dafür einstehen, dass das, was passiert ist, nie wieder passieren darf.“ Leider könne man sich in der heutigen Zeit da nicht mehr so sicher sein. 

Frau Kretz wurde mit einer musikalischen Darbietung sowie mit einem Lyrikvortrag unserer Schülerinnen und Schüler begrüßt

Als Frau Kretz mit ihrem Vortrag beginnt, gewöhnen sich die Zuhörer schnell an ihren leichten französischen Akzent. Mit bestimmten Ton erzählt sie zunächst von ihrer unbeschwerten Kindheit: In einer jüdischen Familie wird sie in der damals polnischen Stadt Stanislawow geboren. Bis 1939, so erzählt sie, war ihre Welt in einer liebevollen Familie in Ordnung. Sie verbringt eine unbeschwerte und glückliche Kindheit, bis die Familie im Herbst 1939 vor den heranrückenden Deutschen flieht. Mit fester und ruhiger Stimme erzählt Frau Kretz, wie sie mit ihrer Familie 1941 ins Ghetto gebracht wird, sich für viel Geld freikauft und dann den ganzen Winter in einem stockfinsteren Kohlenkeller verbringt und sich dort versteckt hält. Trotzdem spüren die Deutschen die Familie auf. Sie erschießen Henriettes Eltern vor ihren Augen. Sie selbst konnte sich in einem Nonnenkloster verstecken und überlebte die Zeit des NS-Terrors.

Insgesamt war der für die Schülerinnen und Schüler sehr anschauliche Vortrag eine beeindruckende Erfahrung. In den nachfolgenden Unterrichtstunden wurde das Gehörte aufgearbeitet und diskutiert. Wir danken Frau Kretz von ganzem Herzen für ihren Besuch.