Wie können wir unsere Kinder stark machen für eine Welt, die sich immer schneller verändert? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Elternvortrags „Starke Kinder – starke Eltern. Resilienz verstehen und fördern“, zu dem der Schulelternbeirat der IGS Pellenz am 7. Oktober eingeladen hatte. Die große Resonanz zeigte: Das Thema trifft den Nerv der Zeit.
In seiner Begrüßung hob Schulelternsprecher Markus Gross hervor, dass Kinder und Jugendliche heute in einer Welt voller Möglichkeiten, aber auch wachsender Anforderungen aufwachsen. „Digitale Medien, soziale Netzwerke und Künstliche Intelligenz prägen den Alltag unserer Kinder. Sie eröffnen faszinierende Chancen, können aber auch Überforderung, Leistungsdruck und sozialen Vergleich verstärken“, sagte er.
Eltern und Lehrkräfte stünden vor der Aufgabe, Orientierung zu geben und Kinder zu stärken – nicht durch Kontrolle, sondern durch Vertrauen und gemeinsame Begleitung. „Kinder brauchen das Gefühl: Ich kann etwas bewirken. Ich bin nicht ausgeliefert, sondern handlungsfähig. Das ist der Kern von Selbstwirksamkeit und Resilienz“, so Markus Gross.
Was macht Kinder stark?
Die Referentin des Abends, Klaudia Thiesen, Diplom-Sozialpädagogin, systemische Familientherapeutin, Supervisorin und Organisationsentwicklerin, nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine lebendige Reise durch die Welt der seelischen Widerstandskraft. Mit viel Humor, Empathie und Praxisbezug schaffte sie es, wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich und greifbar zu machen.
Resilienz, erklärte Thiesen, sei keine angeborene Eigenschaft, sondern ein Prozess – eine Haltung, die Kinder (und Erwachsene) im Laufe des Lebens entwickeln können. „Resilienz heißt nicht, alles wegzustecken oder immer stark zu sein“, betonte sie. „Es bedeutet vielmehr, flexibel zu bleiben – wie ein Bambus, der sich im Sturm biegt, aber nicht bricht.“
Besonderes Augenmerk legte die Referentin auf das dynamische Selbstbild: Kinder, die daran glauben, dass sich Fähigkeiten entwickeln lassen, gehen offener mit Fehlern um und suchen Herausforderungen, statt sie zu vermeiden. „Wenn ein Kind sagt: Ich kann das noch nicht, dann steckt darin schon Resilienz – weil es an seine Entwicklung glaubt“, so Thiesen.
Sieben Säulen der Stärke
Anhand der sieben Säulen der Resilienz nach Reivich und Shatté zeigte Thiesen, auf welchen Grundlagen seelische Stärke wächst:
- Optimismus: Vertrauen, dass Herausforderungen bewältigbar sind.
- Akzeptanz: Annehmen, was nicht veränderbar ist.
- Selbstwirksamkeit: Das Bewusstsein, selbst Einfluss nehmen zu können.
- Selbststeuerung: Gefühle wahrnehmen und regulieren können.
- Soziale Kompetenz: Beziehungen aktiv gestalten.
- Realistisches Denken: Probleme sachlich einschätzen.
- Zielorientierung: Sich selbst motivieren und dranbleiben.
Diese Faktoren lassen sich, so Thiesen, im Familienalltag bewusst fördern – durch gemeinsame Gespräche, konstruktiven Umgang mit Fehlern, aber auch durch Vorbilder. Kinder lernten am stärksten durch Beobachtung: „Wenn Eltern ruhig bleiben, lösungsorientiert denken und auch eigene Fehler offen ansprechen, dann zeigen sie ihren Kindern, wie man resilient handelt.“
Resilienz beginnt in der Beziehung
Ein roter Faden des Abends war die Bedeutung sicherer Beziehungen. „Kinder brauchen Erwachsene, die ihnen zutrauen, Krisen zu meistern – und die trotzdem da sind, wenn es schwierig wird“, betonte die Referentin. Resilienz entstehe nicht durch übermäßigen Schutz, sondern durch Ermutigung und Vertrauen.
Viele Eltern fühlten sich durch Thiesens Worte ermutigt. In der anschließenden Gesprächsrunde wurde deutlich, dass Resilienzförderung nicht nur ein pädagogisches Konzept, sondern eine Haltung ist, die in Familie, Schule und Gesellschaft gleichermaßen gefragt ist.
Ein Abend, der Mut macht
Dass der Vortrag kostenfrei angeboten werden konnte, war dem Engagement mehrerer Partner zu verdanken: der VR-Bank RheinAhrEifel, dem Ministerium für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz und der Kreissparkasse Mayen. Ihr Beitrag unterstreicht, dass Resilienzförderung eine gemeinsame Aufgabe ist – und eine Investition in die Zukunft unserer Kinder.
Die Besucherinnen und Besucher gingen an diesem Abend mit neuen Impulsen, Zuversicht und dem guten Gefühl nach Hause, dass Stärke nicht bedeutet, nie zu fallen – sondern immer wieder aufzustehen.
