„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Dieser Satz aus Artikel 1 des Grundgesetzes bildet die Grundlage unseres demokratischen Verständnisses von Menschenrechten und gesellschaftlichem Zusammenleben. Doch was genau bedeutet Würde? Wie wird sie im Alltag wahrgenommen, und wie steht es um ihren Schutz? Mit diesen Fragen hat sich unser Ethik-Grundkurs der MSS 13 unter der Leitung von Frau Höhn in einem mehrstufigen Projekt intensiv auseinandergesetzt. 

Ein erster Zugang zum Thema ergab sich durch ein kreatives Projekt, das uns dazu anregte, uns mit Würde nicht nur theoretisch, sondern auch gestalterisch auseinanderzusetzen. Inspiriert von den Würdetafeln des Diakons und Holzbildhauers Ralf Knoblauch fertigten wir im Unterricht eigene kleine Holztäfelchen an. Diese Tafeln tragen Begriffe oder Symbole, die für uns mit dem Konzept der Menschenwürde verbunden sind. Durch die künstlerische Gestaltung wurden wir dazu angeregt, uns bewusst Gedanken darüber zu machen, was Würde für uns bedeutet und wie sie sich in unserem Leben zeigt. Nach dieser ersten Annäherung folgte eine Umfrage, die sich an verschiedene Gruppen unserer Schule richtete. Wir befragten Schüler*innen, Lehrkräfte und Reinigungskräfte zu ihren Vorstellungen von Würde und ihren Erfahrungen im Alltag. Die Ergebnisse zeigten, dass Würde für viele ein unveräußerliches Menschenrecht ist, es jedoch unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, ob sie verletzt oder sogar verloren gehen kann. Besonders in Schule und Beruf berichteten viele von Erfahrungen, die als würdelos empfunden wurden, etwa durch respektlosen Umgang, soziale Ungleichbehandlung oder Diskriminierung. Auch wurde deutlich, dass Zeit- und Leistungsdruck einen würdevollen Umgang oft erschweren und dass in hierarchischen Strukturen, zum Beispiel zwischen Vorgesetzten und Reinigungskräften, Respekt nicht immer selbstverständlich ist. Viele wünschten sich, dass Würde im Bildungssystem stärker thematisiert wird, da es im Unterricht meist nur am Rande behandelt wird. Im Anschluss an die Umfrage verteilten wir unsere selbst gestalteten Würdetafeln an die Befragten. Sie sollten nicht nur ein Symbol für den Wert der Menschenwürde sein, sondern auch ein Zeichen der Wertschätzung für diejenigen, die ihre persönlichen Gedanken mit uns geteilt haben. 

Ein weiterer zentraler Bestandteil unseres Projekts war die Auseinandersetzung mit politischen Positionen zur Menschenwürde. Dafür haben wir verschiedene Parteien im Wahlkreis Mayen-Koblenz befragt. Während uns Die Linke und die AfD direkt geantwortet haben, konnten wir für die CDU nur auf vorhandene Textquellen zurückgreifen. Leider erhielten wir keine Rückmeldungen von den Grünen und der SPD. Die Antworten zeigten deutliche Unterschiede in der Auffassung von Würde. Die Linke betonte die enge Verbindung zwischen Würde und sozialer Gerechtigkeit und forderte Maßnahmen wie eine Erhöhung des Mindestlohns und eine Grundsicherung, um soziale Ungleichheit zu bekämpfen. Die CDU legte den Fokus auf individuelle Freiheit und gesellschaftliche Verantwortung und sah das Grundgesetz als ausreichende Grundlage, um die Würde der Menschen zu schützen. Die AfD wiederum definierte Würde als „Ansehen, Achtung und Respekt“, kritisierte jedoch die Politisierung des Begriffs und lehnte eine Erweiterung der Definition ab. Besonders in Fragen der Migration und gesellschaftlichen Teilhabe hob sich ihre Position deutlich von den anderen Parteien ab. Auffällig war, dass ihre Antwort ideologisch aufgeladen war und sich stark von den Ansätzen der anderen Parteien unterschied. Unser Projekt hat gezeigt, dass Würde ein vielschichtiges Konzept ist, das in der Theorie klar definiert, in der Praxis jedoch oft umkämpft ist. Wir haben durch dieses Projekt nicht nur verschiedene Perspektiven auf das Thema Würde kennengelernt, sondern auch gelernt, wie wichtig es ist, sich aktiv für ihren Schutz einzusetzen. Sei es durch einen respektvollen Umgang im Alltag, durch eine stärkere Thematisierung im Unterricht oder durch politische Maßnahmen – die Wahrung der Menschenwürde bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ein besonderer Dank gilt Frau Höhn, die dieses Projekt erst möglich gemacht hat. Durch ihre Unterstützung und Initiative konnten wir uns intensiv mit dem Thema Würde auseinandersetzen, neue Perspektiven gewinnen und wertvolle Erkenntnisse sammeln. 

Bericht erstellt von Arsen Ljatifi, MSS 13