Grundkurs 12 Ethik Exkursion 11.07.2022

Gemeinsam mit Frau Höhn besuchte der Grundkurs Ethik der Stufe 12 das Philosophie-Seminar „Leonard Nelson: Ausgewählte Texte zur Ethik“ von PD Dr. habil. Werner Moskopp an der Universität Koblenz-Landau. Die Teilnehmerinnen konnten interessante Eindrücke über die Tierethik gewinnen und an einem Diskurs zu Leonard Nelsons Ansichten teilhaben.

Zu Beginn wurde im Zusammenhang der behandelten Pflichtethik Nelsons nochmals der Begriff der „Würde der Person“ von Dr. Moskopp aufgegriffen und der Terminus der Person definiert. Jedes Lebewesen mit einem Interesse ist eine Person, die eine Würde hat. Die Würde der Person definiert das Recht auf Achtung dieser Interessen. Ein weiterer Grundsatz besteht nun darin, dass man nie so handeln soll, dass man nicht auch in die eigene Handlungsweise einwilligen könnte, wenn die Interessen der Betroffenen seine eigenen wären. Man sollte zum Abwägen der Interessen schließlich die Interessen der anderen Personen zu seinen eigenen machen. Um nun weiterführend unterscheiden zu können, welche Interessen unter welchen Umständen wichtiger sind, wird hier zwischen Rechtssubjekten, Pflichtobjekten und Pflichtsubjekten differenziert. Lebewesen mit Vernunft, also Menschen, haben gegenüber anderen Personen Pflichten, wie die Pflicht der Achtung der Interessen anderer. Ein Rechtssubjekt ist eine Person, die durch ihre Würde das Recht auf Achtung seiner Interessen besitzt. Daher ist die Person Subjekt des Rechts. Genauso ist sie zugleich auch Objekt der Pflicht, indem andere, die Subjekt der Pflicht sind, gegenüber diesen Personen Pflichten haben. Da das Objekt jedoch Gegenstand dieser Pflicht ist, kann das Objekt keine Pflichten gegenüber anderen Personen haben.

Diese Grundlagen wurden weiterführend auf die Tierethik übertragen. Laut Nelson sind Tiere Personen, weil sie Interessen haben. Folglich besitzen sie das Recht auf Achtung dieser und sind somit Subjekte des Rechts. Da sie jedoch nicht als vernünftige Lebewesen definiert werden, können Tiere im Gegensatz zum Menschen keine Pflichten gegenüber anderen Personen haben. Sie können lediglich Objekte der Pflicht werden, wenn Menschen sie zum Gegenstand ihrer Pflicht machen. Zusammenfassend wurde festgehalten, dass Menschen aufgrund ihrer Vernunftbegabung gegenüber Tieren Pflichten haben, Tiere gegenüber Menschen jedoch nicht, denn sie sind keine moralischen Subjekte. Verdeutlicht wurde diese Ethik an verschiedenen Beispielen, unter anderem an einer Katze, die an ihrem Napf sitzt und durch verschiedene Laute aufmerksam macht, dass sie Hunger hat und ihr Interesse also darin liegt, etwas zu essen. Der Mensch möchte aber lieber einem Freund eine Nachricht schreiben. Welches Interesse wiegt in diesem Moment mehr? Der Mensch ist gegenüber der Katze dazu verpflichtet, ihr Interesse zu achten und ihre Würde als Person somit nicht zu verletzen. Er muss sich ihr Interesse also zum eigenen machen. In diesem Fall überwiegt das Interesse der Katze Nahrung zu bekommen, gegenüber dem Interesse des Menschen, eine Nachricht zu verschicken, die ausschließlich zum Zeitvertreib dient. Es soll somit unabhängig vom Lebewesen abgewogen werden, denn nur weil die Katze ein Tier und der Mensch das Lebewesen mit Vernunft ist, heißt das nicht automatisch, dass der Mensch sein belangloseres Interesse über das der Katze stellen darf. So liegt in Nelsons Ethik die Forderung, jedem Lebewesen Rechte zuzusprechen, das Träger von Interessen ist. Sie spielt somit eine wichtige Rolle in aktuellen Tierethik-Debatten und fordert zum Umdenken auf.

Abschließend möchte sich der Ethik Grundkurs der Stufe 12 nochmals bei dem Referenten Dr. Moskopp herzlich für die Möglichkeit der Teilnahme und für die vielseitigen Eindrücke bedanken.

Léa Weber (MSS12)