Eine Organspende-Veranstaltung mit Mehrwert

Die Informationsveranstaltung zum Thema „Organspende“ fand unter der Leitung der Ethiklehrerin Anne Höhn an der Integrierten Gesamtschule Pellenz in Plaidt statt.

Mit Begeisterung und persönlichen Erlebnissen wurden die anwesenden Schüler*innen und Lehrer*innen in dem Thema Organspende begleitet und konnten wertvolle Informationen sammeln, um faktenbasiert ihre eigene Meinung über die Organspende zu formen.

Der Vortrag begann mit einem Bericht von Mariele Höhn. Die Lebertransplantierte, welche ehrlich von ihren Erfahrungen sprach und die Anwesenden emotional mitnahm, lebt seit über 31 Jahren mit einem neuen Spenderorgan. Mit ihrer Geschichte gab sie einen Einblick in den Leidensverlauf einer betroffenen, kranken Person, die dringend auf ein Organ wartete.

Mit ermutigenden Worten für die Organspende schloss sie ihren Erfahrungsbericht ab.

Sie plädierte an die Schüler*innen sich zu entscheiden, da es genügend Menschen allein in Deutschland gibt, welche vergeblich auf ein Organ hoffen. Allein in Deutschland warten derzeit 8500 Menschen auf ein passendes Spenderorgan. Wenn bei einem Patienten der Hirntod eintritt, liegt jedoch oft kein Organspendeausweis vor.  Somit wird leider die schwierige Entscheidung einer Organentnahme an die Angehörigen abgegeben, welche in der Trauersituation noch über den Körper der geliebten Person bestimmen müssen und das zusätzlichen hoher emotionaler Stress für das Umfeld bedeutet.

In der anschließenden Fragerunde wurde deutlich gemacht, dass in Deutschland Organspenden anonym sind und man sich nicht persönlich bei der Spenderfamilie bedanken kann. Man kann aber einen anonymen Dankesbrief, über die „Deutsche Stiftung Organtransplantation“ (DSO), an die Angehörigen des Spenders schreiben.

Im Anschluss trug Transplantationschirurg Dr. med. Jens Mittler (Oberarzt am Uniklinikum Mainz, Leiter des Bereichs Lebertransplantation, Facharzt für Chirurgie, allgemeine und spezielle Viszeralchirurgie, Transplantationschirurgie) einen höchst interessanten Vortrag über die Transplantation im Allgemeinen mit Fokus auf die Leber vor. Er begleitete die Anwesenden medizinisch durch den Prozess des diagnostizierten Hirntods, über die Verteilung des Organs in den Eurotransplant-Ländern und deren Regularien, bis hin zu der Entnahme und Operation des Organes und dessen Risiken. Neutral wurde der Ablauf der Organentnahme und Transplantation faktenbasiert den Schüler*innen und Lehrer*innen nahegelegt.

Dr. med. Jens Mittler beantwortete gerne und genau die Fragen des aufmerksamen Publikums. Schließlich ging er auf die Operation und die Geschichte der Transplantation ein und nahm die mögliche Distanz, welche man gegebenenfalls noch mit dem Thema hatte. Auch die kontroverse Hirn-/Herztoddiagnostik wurde erläutert.

Im Folgenden fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Organspende – ein Geschenk von Mensch zu Mensch oder eine moralische Verpflichtung?“ unter der Leitung der Oberstufenschülerinnen Linn Bretfeld und Julia Riedersberger statt. Weitere Teilnehmer*innen, welche aus der MSS 13 dazustießen, waren Luca Bolz und Léa Weber. Nachdem ein kurzes Statement zu den eigenen Meinungen der Schüler*innen erfolgte, begann die Diskussion unter dem Gesichtspunkt, ob das Spenden eine moralische Verpflichtung sein sollte. Hierzu äußerten sich zwei Teilnehmer*innen kritisch, da es laut ihnen, zu keiner Pflicht kommen darf, mit dem Verweis auf das deutsche Recht und Artikel 1 des Grundgesetzes.

So ging es überleitend zu der Debatte um die Einführung der Widerspruchslösung oder die Stärkung der Entscheidungslösung. Hier wurde auch das Publikum miteinbezogen und es durfte seine Meinung kundtun.

Abschließend kann gesagt werden, dass viele neue Aspekte genannt wurden, wie die Wichtigkeit des Informationsaustausches oder dass die Widerspruchslösung ein Übergang sein kann, um die Zahl der verfügbaren Organe zu steigern. Jedoch würde eine Entscheidungslösung für einige der Teilnehmer*innen ausreichen, wenn der Staat und/ oder die Krankenkassen besser informieren würden. Dies könnte zu einer erhöhten Spenderbereitschaft führen, denn dann würden von den etwa 84 % der Menschen, die für eine Organspende sind, auch mehr als 36% einen Ausweis ausfüllen. Die Diskussion lief wertungslos und jede Meinung wurde akzeptiert. Das Wichtigste, was mitgegeben wurde war, dass man sich gut über das Thema informiert und sich zu einem gegebenen Zeitpunkt für Ja oder Nein in Bezug auf die Organspende entscheiden sollte.

Wir danken herzlich der Organisatorin Anne Höhn und Mariele Höhn sowie Dr. med. Jens Mittler für deren Beiträge und natürlich dem Publikum und den Diskutierenden, welche versucht haben, das Thema Organspende und Transplantation zugänglich zu machen.

Linn Bretfeld, MSS 13