Am 23. Februar 2024 nahm die Jahrgansstufe 12 der IGS Pellenz im Rahmen des Ethik -und Religionsunterrichts an einer informativen Veranstaltung zum Thema Organspende teil. Die Schüler Arsen Ljatifi und LeeAnn Nitsch führten durch eine abwechslungsreiche und informative Diskussion. Zu Gast waren Staatsminister Alexander Schweitzer (SPD), ehemaliger Gesundheitsminister, jetziger Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung. Des Weiteren wurde die Runde durch Dr. med. Jens Mittler, leitender Oberarzt und Transplantationschirurg der Uniklinik Mainz, bereichert. Sowohl Lehrerin Frau Hetsch, selbst Betroffene, sowie Mariele Höhn, Lebertransplantierte, haben sich an der Podiumsdiskussion beteiligt. Die Schüler*innen der Stufe 12 wurden durch Anita Hodaj und Noelle Retzmann vertreten.
Kurz nach Beginn der Veranstaltung zeigte eine Umfrage unter den Schülern*innen, dass nur wenige von ihnen einen Organspendeausweis besitzen. Diese Zahl spiegelte die allgemeine Situation in Deutschland wider, wo die Bereitschaft zur Organspende trotz positiver Einstellungen niedrig ist. Ungeachtet intensiver Informationskampagnen haben nur rund ein Drittel der Bevölkerung eine selbstbestimmte Entscheidung über Organspenden getroffen und in einem Ausweis festgehalten. Es besteht seit Jahren ein erheblicher Mangel an Spenderorganen. Mitte Januar warteten demnach rund 8400 Menschen bundesweit auf ein oder mehrere Organe. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) ist Deutschland im internationalen Vergleich Schlusslicht bei der Organspende. Was kann man also tun, um die Organspendenbereitschaft zu erhöhen? Dies sollte in der Expertenrunde erörtert werden.
Mariele Höhn, seit 32 Jahren lebertransplantiert und aktives Mitglied im Verein Lebertransplantierte Deutschland e.V., teilte ihre bewegenden Erfahrungen mit dem Warten auf ein Spenderorgan und den Herausforderungen nach der Transplantation mit. Trotz täglicher Medikamenteneinnahme und regelmäßigen Arztbesuchen hat Mariele Höhn viel Freude an dem geschenkten Leben, welches ohne den Organspender nicht möglich wäre. Transplantationschirurg Dr. Jens Mittler erklärte unter anderem den Ablauf einer Organtransplantation und bot Einblick auf verschiedene medizinische Fragen, wie zum Beispiel die Hirntoddiagnostik. Politiker Alexander Schweitzer beleuchtete verschiedene Aspekte der aktuellen Organspendesituation und warb dafür, dass in Schulen und auch im Landtag mehr Diskussionen zum Thema Organspende stattfinden sollten und plädierte abschließend für die sogenannte Widerspruchslösung, bei der Organe, Gewebe oder Zellen einer verstorbenen Person entnommen werden, wenn sich diese zu Lebzeiten nicht gegen einen solchen Eingriff ausgesprochen hat. Lehrerin Christina Hetsch, deren Ehemann auf ein Spenderorgan wartete, erzählte ebenfalls ihre emotionalen Erfahrungen. „Ich habe jeden Tag gehofft, dass der erlösende Anruf kommen würde.“
Des Weiteren umfassten die Diskussionen auch ethische Fragen, wie die Auswahl von Organempfängern in Fällen begrenzter Verfügbarkeit. Bei einem Gedankenexperiment sollte abgestimmt werden, wer die unter Mangelbedingungen benötigte Spenderleber erhält: ein angesehener Arzt, der ein Mittel gegen Krebs entwickelt und kurz vor dem Durchbruch steht oder ein Feuerwehmann, der sich für Obdachlose engagiert. Dabei stellten die Schülerinnen Noelle Retzmann und Anita Hodaj utilitaristische Ansätze vor. Trotz philosophischer Aspekte konnten alle Beteiligten nur schwer eine Entscheidung treffen, denn so Dr. Jens Mittler: „Kein Mensch ist mehr oder weniger wert als ein anderer.“ Schließlich wurden die entscheidenden Kriterien beleuchtet, wie beispielsweise die Dringlichkeit und Erfolgsrate, die darüber entscheiden, wer ein Organ erhält. Zusammenfassend pointierte Dr. Mittler zu einer höheren Organspendebereitschaft weiter: „Die Gesellschaft muss sich Gedanken machen, ob sie selbst für sich bereit ist mehr Organe zu spenden oder nicht.“
Abschließend betonten die Moderatoren die Bedeutung einer informierten und persönlichen Entscheidung zur Organspende und luden das Publikum ein, weitere Fragen zu stellen.
Insgesamt hat die Veranstaltung den Schüler*innen einen tieferen Einblick in die Bedeutung der Organspende gegeben. Ein besonderer Dank gebührt der Ethiklehrerin Anne-Catherine Höhn, deren Initiative die gesamte Veranstaltung erst möglich gemacht hat.
Text erstellt durch Arsen Ljatifi und Lee Ann Nitsch (MSS12)