Der Schulelternbeirat der Integrierten Gesamtschule Pellenz in Plaidt lud zu einem Elternvortrag ein. Als Referentin konnte in diesem Jahr Tania Dohr gewonnen werden. Tania Dohr ist Integrative Lerntherapeutin  (M. A.) und führt  neben ihrer Praxis in Mayen viele Seminare und Vorträge im Bereich Konzentration/ ADHS und dem Umgang mit allgemeinen Problemen bzw. Lernschwierigkeiten durch.

In ihrem Grußwort hob die neue Schulleiterin der IGS, Karin Hantschel, das Engagement des Schulelternbeirates und des Fördervereins hervor. Es sei Ausdruck einer gut funktionierenden Kooperation zwischen Schule und den beiden Gremien, die sich zum wiederholten Male um einen interessanten Vortrag bemühten, der mit circa 80 Personen auch gut besucht war.
Nachdem Nicole Schäfer (1. Vorsitzende Schulelternbeirat), sowie die gerade frisch ins Amt gewählte Fördervereinvorsitzende, Barbara Meimann, die Eltern und einige Lehrer-/ innen begrüsst hatten, dankte man den Sponsoren der VR Bank RheinAhrEifel eG, der Kreissparkasse Mayen und dem Ministerium für Bildung.
Frau Dohr betonte schmunzelnd, man könnte den Eindruck bekommen, wenn man die Anzahl der Sponsoren sehen würde, dass sie unbezahlbar sei.
Mit diesen Worten startete sie ihren kurzweiligen, in vielen Teilen auch wissenschaftlichen Vortrag. 
Zu Beginn stellte sie den Anwesenden zwei Videosequenzen vor, in der jeder einzelne sich und seine eigene Wahrnehmung testen sollte. Es war interessant zu sehen, wie viele verschiedene Wahrnehmungen doch letztendlich von den Zuschauern, gesehen wurden. 

Fazit des Filmes war es, im richtigen Moment sich so zu konzentrieren,  um die Informationen und Reize aus dem Umfeld der gezeigten Situation wahrzunehmen, auszuwählen, aufzunehmen und dann angemessen zu verarbeiten. 
Wichtig hierbei ist zu betonen, dass es oftmals auf die genaue Aufgabenstellung ankommt, um so auch die  im Gehirn bzw. durch die Sinne verlangte Informationsaufnahme bewältigen zu können.
Anschließend wurde mit dem Publikum ein weiteres Experiment absolviert, bei dem Brillen verteilt wurden, mit der Aufgabe ein scharfes Bild zu fixieren. Durch solche Übungen wird häufig, gerade bei unkonzentrierten Kindern, eine sog. Winkelfehlsichtigkeit festgestellt, bei dem  eine visuelle Verarbeitung im Gehirn nicht gegeben ist. Letztlich sieht jeder den selben Text doch ganz unterschiedlich. 
Ebenso ist dies mit der „ Auditiven Wahrnehmung“.  Oft verwechseln Menschen mit Konzentrationsproblemen ähnlich klingende Laute, sind sehr lautstärkeempfindlich bei Umgebungslärm und können oft nicht erkennen aus welcher Richtung Geräusche herkommen. Es fällt ihnen auch schwer, das Gehörten, besonders beim Reimen, sich zu merken. 
Somit ist es ganz wichtig gerade bei Tests und Hausaufgaben darauf zu achten, dass gerade bei Kindern mit Konzentrationsschwierigkeiten es so ruhig wie möglich sein sollte. Sie betonte aber auch, dass es jedoch auch Kinder gibt, die gerade dann besser lernen können, wenn im Hintergrund z. B. leise Musik läuft. 
Oft kann man Kindern  den Druck nehmen, wenn man weiß, es gibt eine Auffälligkeit oder eine Krankheit, die es dem Kind schwer macht sich auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren. Es gibt Kinder, denen ist damit geholfen, wenn man eine Brille oder ein Hörgerät verordnen lässt. 
Sie gab den Anwesenden den Rat, wenn man das Gefühl habe, dass das Kind enorme Probleme habe sich zu konzentrieren, dass man sich Hilfe bei einem Arzt suchen könne. 
Überwiegend habe sie nur gute und positive Entwicklungen der Kinder erlebt, denn auch dem Kind würde es oft nach Erkennen einer Schwäche besser gehen. 
Manchmal sind es auch so genannte Stoffwechselprobleme. Das bedeutet, die Schwierigkeit den richtigen Zeitpunkt für eine Aufgabe zu finden. Zum Beispiel darin, lieber einkaufen zu gehen als Hausaufgaben zu machen. 
Sie müssen dann priorisieren, was wichtiger ist. Sie müssen dazu die Energie aufbringen und versuchen, sich nicht ablenken zu lassen. Oft ist allein das richtige Anziehen eine Schwierigkeit für diese Kinder. Oder auch zu wissen, dass es wichtig ist, bei einem Einkauf die Geldbörse mitzunehmen.  
Es sind oftmals diese Kleinigkeiten die bei den Kindern Probleme hervorrufen, in denen das Gehirn den Stoffwechsel nicht richtig verarbeiten lässt.  Die Diagnose bezeichnet man dann oft als ADHS-   A -Aufmerksamkeits D -Defizit, H-Hyperaktivitäts, – S-Störung.
Eine Kernaussage von Frau Dohr war, dass Menschen mit ADHS nicht immer unaufmerksam und  hyperaktiv sind. Aufgrund dessen müsse man auch ärztlich genau abwägen, ob man dieses Defizit medikamentös behandeln muss. Oft sei es allerdings ein Segen für die Kinder, da sie endlich ein entspanntes, „normales“ Leben führen können. 
Sie habe schon viele Familien bei diesem Weg begleitet und  auch aus ihrer eigenen Erfahrung hat sie mit einer Medikamtengabe positive Veränderungen erlebt. Den Stempel einer Familie aufzudrücken, sie würden das Kind mit Medikamenten „ruhig stellen“ findet sie furchtbar. Denn es kann wohl niemand über ein Kind oder einen Menschen urteilen, der in seinem Kopf Wirrwarr empfindet und dem es tatsächlich mit Medikamenten besser geht. Darüber hinaus gibt es auch Erfahrungswerte in denen sich dann auch das Familienleben verändert. So wies sie z. B  auf die Sendung von Hirschhausen ( zu finden in der Mediathek ARD) hin, der sich ebenfalls vor kurzem dazu bekannte, an ADHS zu leiden. Er erklärt in seiner Sendung auf interessante Weise mit Interviews und Selbsttest den Umgang mit Medikamenten. 

ADHS kann aber auch, wenn es nicht zu stark ausgeprägt ist, in Ergotherapien und Gesprächen mit Lerntherapeuten behandelt werden, um so die Konzentrationsfähigkeit zu trainieren bzw. zu verbessern.
Interessant war die Aussage von Frau Dohr, dass Kinder, die an ADHS leiden, bis zu 200 Mal am Tag kritisiert werden, immer wieder auf ihre Fehler und ihre Hyperaktivität aufmerksam gemacht werden. Das ist jedes Mal aufs neue für die Kinder ein Gefühl, anders zu sein als die anderen. Dabei betonte sie, dass dieses ANDERS DENKEN, HANDELN SEIN- nicht falsch sei , sonders besonders.
Die Stärken der Kinder liegen oft bei einer grossen Hilfsbereitschaft und einer enormen Begeisterungsfähigkeit. Die gute und schnelle Reaktion in wichtigen und ernsten Situationen ist eine weitere Stärke. Ihr Wesen ist zudem von Optimismus, Witzigkeit und einer nicht nachtragenden Art geprägt.
Der Umgangmit ADHS müsste in der Gesellschaft von allen Seiten offener angegangen werden. Sowohl von Lehrkräften und Eltern wünsche man sich, ein gutes Miteinander, denn nur so kann den Kindern geholfen werden. ADHS ist keine Frage der Erziehung, sie entsteht situations- und stoffwechselabhängig.
Im Anschluss stellten die Zuhörer viele Fragen und es kamen interessante Sichtweisen und Antworten heraus. Alle waren sich einig, dass dies ein sehr gelungener Vortrag war, von dem jeder etwas mit nach Hause genommen hat.